Autor | Seiten | Preis |
Eckard Wolz-Gottwald | 258 | 17.95 € |
ISBN: 978-3-89427-742-0
Die Übersetzung des Sanskrit-Begriffs "Ayurveda" lautet "Wissen vom Leben" (ayus = Leben, auch langes Leben; veda = Wissen, auch heiliges Wissen). Dies weist darauf hin, daß unter Ayurveda ursprünglich mehr als eine rein kurative Medizin verstanden wurde. Die Blüte des Ayurveda wurde in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt erreicht. In dieser Zeit entstanden die großen klassischen Werke, u.a. die Sammlungen des Caraka und des Sushruta, insgesamt vier klassische Lehrbücher, die heute noch als Grundlage des Ayurveda gelten, wenn sie auch nur sehr eingeschränkt benutzt werden.
Der Vorzug vorliegender Untersuchung liegt nun darin, daß Wolz-Gottwald sich als Kenner dieser Schriften auf diese bezieht und ihm die Fülle ihres umfassenden Ansatzes bewußt ist. Von daher bietet das Buch im Gegensatz zu zahlreichen anderen Büchern über Ayurveda eine in die Tiefe und umgreifende Fülle des ayurvedisch-therapeutischen Bemühens eindringende Qualität. Es wird nicht etwa von einer dogmatischen festgelegten Einheitssicht ausgegangen, noch einer alles in unverbindbare Einzelteile zerlegenden analytischen Wissenschaft gehuldigt, vielmehr wird versucht, die ganzheitliche Grundkonzeption von Therapie und Psychotherapie aus der Vielzahl der einzelnen Schulen und Richtungen herauszuarbeiten. Dabei stellen sich manche abweichenden Lehrmeinungen als Vereinfachungen und Vergröberungen des ursprünglichen Denkens im klassischen Ayurveda heraus.
Zugleich wird mit der Untersuchung ein wesentlicher Beitrag zur Philosophie geleistet. Philosophie wird im Westen allgemein als rein theoretisch arbeitende Disziplin des Denkens (miß-)verstanden. Daß sie auch mitten in der lebendigen Praxis stehen kann, zeigen die vor 2000 Jahren entstandenen Lehrbücher der indischen Heil- und Lebenskunde. Philosophie hat hier einen Weg aus dem Gefängnis der Studierstuben gefunden. Therapie und Psychotherapie dringen durch die Einbeziehung von Yoga und spirituell-philosophischer Praxis zu den Grenzen menschlicher Existenz vor. Der Verfasser bemüht sich um eine grundlegende Aufarbeitung dieses praktischen Ansatzes von Philosophie.